Mädesüß - Sommer am Irrsee

Filipendula ulmaria

Mädesüß - Sommer am Irrsee

Bei meinen Kräuterwanderungen hör‘ ich jedes Mal das Gleiche: „Ach, das ist dieses Mädesüß!“ Von der Pflanze mit dem lieblich klingenden Namen hat (fast) jeder schon einmal gehört. Gesehen hat es auch sicher schon jeder, es wächst bei uns ja überall. Und trotzdem wird das Mädesüß kaum beachtet. Ich stelle es euch heute vor, damit es zumindest von meinen Lesern die Anerkennung erfährt, die es auf jeden Fall verdient.

Botanisch gehört das Mädesüß zur Familie der Rosengewächse. Es ist einjährig und wird einen Meter hoch. Es wächst auf feuchten Wiesen und blüht von Juni bis September.  

Der Name Mädesüß hat nichts mit süßen Mädchen zu tun, sondern leitet sich davon ab, dass früher der Met, der Honigwein, mit Mädesüß gesüßt wurde. Der englische Name „Meadow Sweet“ deutet jedoch darauf hin, dass mit „Mäde“ die Graslandschaft gemeint ist und damit auch der süßliche Duft, den das Kraut beim Abmähen verströmt. Wie auch immer, Mädesüß versüßt beides, den Met und die Mahd. Ein weiterer Name des Mädesüß, Spiraea oder Spierstaude, verrät uns schon mehr über seine Wirkung. Aus Spiraea (genauer: aus den Blütenknospen) wurde erstmals Salicin isoliert, das wir jetzt in seiner synthetischen Form als Acetylsalicylsäure wie beispielsweise in Aspirin kennen.

Mädesüß wirkt entzündungshemmend, fiebersenkend und schmerzlindernd, weshalb es zur Behandlung von Erkältungskrankheiten empfohlen wird (auch von der Kommission E). Die Blüten des Mädesüß enthalten mehr Salicylaldehyd als das Kraut und wirken deshalb stärker. Will man der Erkältung keine Chance geben, trinkt man mehrmals täglich eine schöne heiße Tasse Tee aus Mädesüß-, Holunder- und Lindenblüten. Der große Pluspunkt dieses Tees ist, dass er aufgrund der Blütenmischung süß und blumig schmeckt.

Wer von Kopfschmerzen geplagt ist, ist ebenfalls mit dem Mädesüß gut beraten. Man trinkt ebenfalls Tee oder macht sich eine Tinktur aus den Blüten bzw. dem Kraut. Vorsicht ist geboten, wenn man auf Salicylate überempfindlich reagiert. In diesem Fall sollte man Mädesüß nicht anwenden.
Einer der Hauptwirkstoffe im Mädesüß ist sein ätherisches Öl, das zu 75 % aus Salicylaldehyd besteht. Es ist auch für den unverwechselbaren Duft von Mädesüß verantwortlich. Je nach Dosis nehmen wir diesen Duft als süßlich bzw. arzneilich wahr. Wenn ihr ein Blatt Mädesüß zwischen den Fingern zerreibt, riecht es plötzlich nach Arztpraxis bzw. Hansaplast. Ein Duft, der uns sagt: „Das wird schon wieder.“

Für mich riecht Mädesüß jedoch nach Sommer am See. Ich wohne am Irrsee der umgeben ist von Moor- und Streuwiesen, die voll mit Mädesüß sind. Wie kleine Wattebausche an dünnen Stängeln ragen sie aus dem übrigen Grün heraus. Im Sommer verteilt das Mädesüß seinen einzigartigen süßlich würzigen Duft, vor allem in den Abendstunden. Dieser Geruch ist eng mit einem Geräusch verbunden - dem Zirpen von Grillen. Und weil unser Geruchssinn in einem entwicklungsbiologisch sehr alten Teil unseres Gehirns liegt und stark auf die unbewusste Ebene einwirkt, kann eine Tasse Mädesüß Tee, die man im Winter trinkt, an einen Spaziergang an einem lauen Sommerabend erinnern.

Wenn wir schon bei Getränken und lauen Sommerabenden sind: Mädesüß wurde früher neben anderen Kräutern, wie beispielsweise Dost oder Gundelrebe, zum Würzen von Bier verwendet. Aber was heißt früher? Auch heute gibt es das noch: im Bier „Black Betty“ vom Brauhaus Gusswerk ist Mädesüß drinnen. Ich empfehle euch, das auf jeden Fall mal zu kosten! www.brauhaus-gusswerk.at

Ihr macht gerne selbst Sirup und habt heuer die Hollerblüte verpasst? Macht nichts, aus Mädesüß kann man auch köstlichen Sirup machen und man muss sich nicht stressen, es blüht schließlich den ganzen Sommer lang. Ihr habt ein gutes Hollersirup Rezept? Dann ersetzt ihr einfach die Hollerblüten durch Mädesüß.

Wer keines hat, hier ist mein Rezept:

 

Zutaten

ca.20 Mädesüß Blütenstände
3 L Wasser
3 Zitronen
3 kg Zucker

Blütenstände mit Wasser bedecken und in Scheiben geschnittene Zitronen dazu geben. Das Ganze dann 2 Tage stehen lassen, abseihen und Zucker einrühren (dabei vielleicht etwas erwärmen).

Ich gebe gerne einen Schuss Mädesüßsirup in den Prosecco. Bei jedem Schluck hör‘ ich wieder die Grillen zirpen und rieche den Sommerabend…

Zurück zur Übersicht

Wer hier schreibt

Ich bin Marianne. TEH-Praktikerin, zertifizierte Waldpädagogin, Naturliebhaberin und Bücherwurm. Ich liebe Pflanzen. Egal ob kleine zarte Blümchen, duftende Kräuter oder mächtige Bäume – ich mag sie alle.